Von der Korrektur zur Konversation: Neue Wege für effektives Lernfeedback

Tobias Kammer

Seit mehr als einem Jahrzehnt stehe ich nun im Klassenzimmer und immer noch gibt es etwas, das mich ärgert. Es ist der Tag der Klausurrückgabe.

Ich investiere Stunden in Positivkorrektur und kommentierte Erwartungshorizonte und dennoch scheinen die SchülerInnen nur die Endnote zur Kenntnis zu nehmen und das teure Feedback zurück in den Rucksack zu stopfen.

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Aus zwei Gründen ist dies für mich besonders frustrierend: Einerseits habe ich viel Arbeit in dezidierte Erwartungshorizonte investiert. Andererseits, weil es häufig diejenigen Schüler sind, die diese Unterstützung am dringendsten benötigen.

Ich frage mich, wie man SchülerInnen zu Klausuren persönliches und individualisiertes Feedback geben kann, das ihnen wirklich bei der Nachbereitung nützt.

Ich habe 2 Extras für effektives Klausur-Feedback entwickelt

Eines Tages wurde mir bewusst, dass vielen SchülerInnen die spezifische Sprache der Korrektur fremd ist. Vielen ist gar nicht bewusst, was die Unterschiede zwischen A-, W- oder Bz-Fehlern sind (wir Lehrer selbst haben dies ja erst in der Ausbildung gelernt!). Manche SchülerInnen können also nur beschwerlich die annotierten Fehler für sich sinnvoll verarbeiten. 

Gerade herausgeforderte SchülerInnen stehen oft vor noch einem anderen Problem: Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht und wissen schlicht nicht, wo sie beginnen sollen. 

Als Antwort auf diese Probleme habe ich einen Feedbackbogen entwickelt, den ich bei jeder Klausur beilege. SchülerInnen müssen selbstständig eine angeleitete Fehleranalyse durchführen und Vorsätze formulieren, wie sie zukünftig zu vermeiden sind. Anstelle einer „Berichtigung“ erwarte ich einen gewissenhaft ausgefüllten Selbstreflexionsbogen. Dieser geht gut und gerne auch 3 mal zur Revision zurück an die Lernenden.

Ein weiteres Extra, das ich eingeführt habe, ist ein QR-Code, hinter dem sich eine persönliche Sprachnachricht verbirgt. 

Schriftliche Hinweise übersehen SchülerInnen ohne böse Absicht leider allzu regelmäßig. Das passiert bei einem prominent platzierten QR-Code nicht mehr. 

Die Sprachnachrichten erfüllen gleich drei Funktionen:

  1. ist ein Click mit dem Handy schnell gemacht. Dies senkt die Hemmschwelle, die gerade herausgeforderte SchülerInnen oft an der Auseinandersetzung mit den eigenen Leistungen hindert. 
  2. kann ich in gesprochener Sprache die Aufmerksamkeit der SchülerInnen besser auf das Wichtige lenken. Stimmführung, Tonalität und Wortwahl lenken nun einmal (völlig natürlich) die Aufmerksamkeit.
  3. ist so einfach wie einleuchtend: Sprache ist persönlich.

Gerade in Hinblick auf die Standardisierung der gymnasialen Oberstufe stellen Sprachnachrichten durch Stimme und persönliche Ansprache einen personalen Bezug her, der in formalisierter Schriftlichkeit häufig verlorengeht. 

Und es bleibt Raum für Hinweise, die in einem klassischen Erwartungshorizont vielleicht eher durch das Raster fallen. 

Der größte Vorteil für uns Lehrer: Diese Methoden erhöhen nicht den Arbeitsaufwand, und bieten gleichzeitig ein Plus an individueller Förderung. Durch die direkten Sprachnachrichten kann ich detaillierte Schriftkommentare reduzieren und die Zeit zur Nachbesprechung von Klausuren wird erheblich verkürzt.

Zur Aufzeichnung der Nachrichten nutze ich den Dienst VOCAROO.COM. Er ist kostenlos (finanziert durch unauffällige Werbeeinblendungen) und hostet die Daten nach eigenen Angaben in Deutschland. Da ich in den Sprachnachrichten keine personenspezifischen Daten erwähne, die Rückschlüsse auf die Identität Einzelner zulassen, bewegen wir uns auch in datenschutzrechtlicher Hinsicht auf sicheren Pfaden. Erfahrungsgemäß verstehen SchülerInnen nach dem Hören dieser Nachrichten deutlich besser, wie sie ihre Leistungen in den Folgeprüfungen ausbauen können. 

Mit diesen zwei „Extras“ habe ich einen Weg gefunden, das Feedback-Verfahren im Klausur-Einerlei etwas aufzufrischen. Die QR-Codes (+Sprachnachricht) sind nicht nur eine technologische Spielerei, sondern ein Werkzeug, das den Schülern ermöglicht, sich effektiver und konstruktiver mit ihrer Arbeit auseinanderzusetzen. 

Die Feedbackbögen eröffnen den SchülerInnen die Möglichkeit, ihre Fehler selbst zu analysieren und eigenverantwortlich einen Plan zur Verbesserung zu formulieren.

Mit jeder Klausur kommen wir so dem Ziel des/der eigenverantwortlich Lernenden einen Schritt näher. 

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