Heitmeyers Desintegrations-Konzept

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Wilhelm Heitmeyer Desintegrations-Verunsicherungs-Modell

Der deutsche Soziologieprofessor Wilhelm Heitmeyer untersucht seit Jahrzehnten die Ursachen für die Entstehung von Gewalt. Sein Forschungsschwerpunkt liegt dabei in der Erforschung der gesellschaftlichen Desintegration als eine Folge der gesellschaftlichen Individualisierung. Heitmeyers betont damit die Wichtigkeit (re-)sozialisierender Maßnahmen anstelle von Jugendarrest. DIE AMBIVALENZ DER GESELLSCHAFTLICHEN INDIVIDUALISIERUNG Oder: Warum es uns gleichzeitig besser und schlechter geht • Individualisierung ist zentrale Eigenschaft der modernen Gesellschaft • Folgen der Individualisierung sind Ambivalenzen (gleichzeitige Vor- und Nachteile) vermehrte Handlungsmöglichkeiten, aber auch wachsende Risiken Mehr Entscheidungsspielräume, aber auch mehr Entscheidungszwang Mehr Gleichheit, aber auch mehr Konkurrenzdruck Mehr Freiheit, aber auch weniger gesicherten Lebensverlauf
WACHSENDE GESELLSCHAFTLICHE DESINTEGRATIONSPOTENTIALE Oder: Warum manche gesellschaftlich ausgeschlossen sind Die Bewältigung der Ambivalenzen wäre mit genügend sozialen Ressourcen zu bewältigen. Heitmeyer stellt jedoch zunehmende Desintegration fest: Verlust traditioneller Lebenszusammenhänge mehr Scheidungsfamilien, weniger (Sport-) Vereine, größere Anonymität in der Stadt, etc… Auflösung gesicherter Werte und Normen (z.B. „kein Sex vor der Ehe“ oder Religion). Auch als Wertepluralismus bezeichnet. Abnehmende gesellschaftliche Teilhabe Rückzug aus öffentlichen Angelegenheiten GEWALT ALS EINE FORM DER VERARBEITUNG VON VERUNSICHERUNG Oder: Warum Gewalt subjektiv eben doch sinnvoll ist Gewalt kann eine Form der Verarbeitung der subjektiven Verunsicherung sein. Instrumentelle Gewalt Gewalt als Mittel zur Zielerreichung Expressive Gewalt Gewalt als Ausdruck von Einzigartigkeit Regressive Gewalt Kollektive, politisch Motivierte Gewalt Anwendung: Prävention und Vorbeugung von Gewalt Härtere Strafen im Jugendarrest dienen wenig zur Vorbeugung von Gewalt, da Ursachen unverändert bleiben. Sinnvoller sind integrative Maßnahmen (Sportvereine, schulische Integration statt Abschieben auf Hauptschulen, berufliche Perspektiven) sowie klare Konsequenzen („Schuss vor den Bug“) bei Ersttätern.